Presse: Das Internet vergisst nie

Einbecker Morgenpost vom 14. Februar 2024

Das Junge Theater mit dem Schauspieler Jonas Bieber brachte in der Rainald-von-Dassel-Schule das Stück »Out« ins Klassenzimmer.

Mit Theaterstück Cybermobbing an der Rainald-von-Dassel-Schule thematisiert

DASSEL. Das hat die Achtklässler der Rainald-von-Dassel-Schule tief beeindruckt: Das Junge Theater Göttingen kam mit einer mobilen Produktion vorbei und sensibilisierte die Schüler mit dem Stück »Out« für Cybermobbing.
Ein aufgebrachter Kripobeamter, gespielt von Jonas Bieber, betrat den Klassenraum und konfrontierte die Schüler mit schweren Vorwürfen. »Das Internet vergisst nie«, machte er klar. Die Polizei könne über die IP-Adressen der Computer alles genau zurückverfolgen. Und so forderte er die Schüler auf, aufzuschreiben, was sie getan hätten und ihre Handys abzugeben. Teilweise erschüttert, teilweise überrascht sahen sich die Schüler an, es herrschte Ratlosigkeit im Klassenraum, als der Beamte den Raum verließ.
Wenige Minuten später kam er zurück und löste das Rätsel: Er sei kein Kripo-Beamter, sondern wollte den Achtklässlern von seiner Schwester Vicky erzählen, die Cybermobbing zum Opfer gefallen war. Sie sei immer vorne dabei gewesen, »face to face« sei ihre Devise gewesen. Am Anfang war da nur dieser Satz im Netz. Plötzlich redeten alle. Ganz klar, eigene Schuld.. Dann tauchten bearbeitete Bilder auf und ein Video. Ein Ende war nicht in Sicht, Löschen nicht möglich.
Vicky wird fertig gemacht und kann nichts dagegen tun. Keiner hilft ihr. Ihre Verzweifelung treibt sie zum Selbstmordversuch, doch sie überlebt. Und auch dann noch setzt sie sich für andere ein, lässt Ungerechtigkeit nicht zu.
Das Klassenzimmerstück von Knut Winkelmann hat die Schüler beeindruckt, sie fanden die Geschichte »echt glaubwürdig« – zumal es hieß, dass Vicky ihre Schule wechselt und in die zuschauende Klasse kommen wird. Dem Schauspieler Jonas Bieber gelang es, die verschiedenen Rollen lebendig auszufüllen, und die flotte Inszenierung sorgte für Spannung. 
Der Auftritt des Polizisten hat bei einigen Schülern Angst hervorgerufen, denn Bieber habe »sehr gut gespielt«, lobten sie. Die Geschichte sei sehr traurig gewesen, gaben sie zu.
Der leitende Dramaturg Christian Vilmar bot den Schülern ein abschließendes Gespräch an. Denn das Stück basiert auf einem realen Fall, der allerdings nicht so glimpflich ausging. In dieser Klasse habe es derart schlechtes Verhalten noch nie gegeben, sagten die Schüler. Klassenlehrerin Henrike von Sehlen bescheinigte, dass die 8b eine sehr nette Klasse sei. »Wir nehmen alle friedlich auf«, sagte ein Schüler.
Vilmar riet den Schülern, falls ihnen so etwas einmal passieren sollte, sich Hilfe zu holen. Betroffene haben Anlaufstellen unter www.nummergegenkummer.de, Telefon 116 111, www.juuuport.de und www.hateaid.org.
Klassenlehrerin von Sehlen machte deutlich, dass die Schüler Grenzen setzen sollten und sich, wenn nötig, Hilfe holen sollen. Wenn einen etwas bedrücke, müsse man darüber sprechen, nur dann könne einem geholfen werden. Freunde, Eltern, Lehrer – alle sind ansprechbar.